Knochenmark-stimulierende Methoden -
Dr. Michael Lehmann

Wie lässt sich Knorpelgewebe regenerieren?

Bei Knorpelschäden bis zu einer Größe von etwa zwei Zentimeter können knorpelregenerierende Verfahren hilfreich sein, die das Nachwachsen von Knorpelgewebe fördern. Mit Spezialinstrumenten werden dafür feine Löcher im Knorpeldefekt angelegt, die eine Verbindung zum darunter liegenden Knochen herstellen. Dadurch können Stammzellen aus dem Knochenmark in den Defekt einwandern, woraufhin sich im Knorpeldefekt ein Ersatzgewebe aus Faserknorpel bildet.

 

 

Mikrofrakturierung und Pridie-Bohrung

Werden die Löcher mit einem speziellen Meißel-Instrumentarium angelegt, spricht man bei diesem Verfahren von Mikrofrakturierung (Microfracture), wohingegen die Technik bei Verwendung eines Bohrers oder eines feinen Kirschner-Drahts als Pridie-Bohrung bezeichnet wird.

Da beim Bohren wegen der Hitzentwicklung Gewebeschäden am Knorpel auftreten können, wurde die Pridie-Bohrung in den vergangenen Jahren vielerorts von der Mikrofrakturierung verdrängt. Bei zusätzlicher Erkrankung des Knochens wird alternativ eine Bohrung mit einem K-Draht vorgenommen, um den tiefer liegenden Herd zu erreichen.

 

 

Neue Techniken mit ermutigenden Ergebnissen

Eine Weiterentwicklung auf diesem Gebiet ist die Matrix assoziierte Chondroneogenese (AMIC). Dabei kommt zusätzlich zur Mikrofrakturierung und vorherigen Knorpelabtragung eine dünne Kollagenmembran zum Einsatz, die schützend über den Defekt gespannt wird. Auf diese Weise lassen sich auch Knorpelschäden von mehr als zwei Zentimeter behandeln, ohne dass ein vorzeitiges Wegschwemmen der eingewanderten Stammzellen zu befürchten ist. Die ersten Ergebnisse sind ermutigend, wobei über die Langzeiterfolge noch keine gesicherten Aussagen möglich sind.

 

 

Abrasionsarthroplastiken heute nur noch in Ausnahmefällen

In Ausnahmefällen kommen zur Knorpelregeneration auch noch Abrasionsarthroplastiken in Frage. Dabei wird in einem Knorpeldefekt die oberste Schicht des freiliegenden Knochens abgetragen und auf diese Weise eine Verbindung zum Knochenmark hergestellt. Nachfolgend können Stammzellen in den Defekt einwandern, woraus sich faseriger Ersatzknorpel bildet. Oft führt die Abrasionsarthroplastik allerdings zu keinen befriedigenden Ergebnissen. Bis zu 99 % der Betroffenen sind nach dem Eingriff in ihren Alltagsaktivitäten weiter eingeschränkt, und nur jeder Achte ist nach fünf Jahren beschwerdefrei.

 

 

Einbringen der Mikrofrakturen am Kniegelenk zur Knorpelregeneration

Chondroplastik an der Kniescheibe